Rund 50 interessierte Einwohnerinnen und Einwohner sind am Mittwochabend im Saal Hempen-Hagen der Einladung zur Öffentlichen Einwohnerversammlung gefolgt, um sich von der Gemeindeverwaltung sowie den zuständigen Planern und Experten über die aktuellen Planungen zum Ausbau „Thüler Straße“ informieren zu lassen.
Notwendige Maßnahmen
Die Untersuchung der Thüler Straße zwischen der Bahnhofstraße und der K300 (Jägerstraße) ergab dringenden hydraulischen und baulichen Erneuerungsbedarf der Kanalisation und der Straße.
• Erneuerung der Kanalisation: Die bestehenden Schmutz- und Regenwasserkanäle sind hydraulisch überlastet, weisen Beschädigungen auf und müssen ausgetauscht werden. Auch die Trinkwasserleitung aus dem Jahr 1963 muss ersetzt werden. Sie verläuft derzeit sogar über Privatgrundstücke.
• Fahrbahnerweiterung: Die aktuelle Straßenbreite von 5,25 Metern reicht nicht aus, um den zunehmenden Verkehr sicher aufzunehmen. Eine Erweiterung auf mindestens 6 Meter ist erforderlich, um insbesondere den Begegnungsverkehr von Lkw zu ermöglichen. Die Thüler Straße ist mit 3.200 PKW/ Tag und 100 LKW/ Tag die zweitmeistbefahrene Straße in der Gemeinde Bösel.
• Sicherung des Gehwegs: Wurzeleinwüchse der bestehenden Bäume haben den Gehweg uneben gemacht, wodurch eine sichere Nutzung erschwert wird. Auch Versorgungsleitungen sind bereits durch Wurzeln angegriffen und beschädigt.
Auswirkungen auf die Allee
Entlang der Straße befinden sich derzeit 120 Bäume, darunter 32 Bäume zwischen Fahrbahn und Gehweg. Die Empfehlung des Planungsbüros sieht vor, dass diese Bäume bei einer Fahrbahnerweiterung entfernt werden müssten. Es ist geplant, nach Abschluss der Bauarbeiten als Kompensation 40 neue Bäume an dem Straßenverlauf zu pflanzen. Unabhängig und in jedem Fall müssten laut Baumgutachten drei Linden entlang der Bahntrasse (kurzfristig) aus Sicherheitsgründen entnommen werden.
Das Baumschutzgutachten hatte zum Ergebnis, dass nur unter erheblichen technischen und finanziellen Anstrengungen eine Chance besteht, große Teile der Allee zu erhalten. Dazu ist es aber auch erforderlich weitere aufwendige Unterhaltungsarbeiten in den ersten beiden Jahren nach der Umsetzung durchzuführen. Der Straßenverlauf ist dafür mittig zwischen den Baumreihen geplant. Die aufgeführten Schutzmaßnahmen wie Wurzelbrücken oder Saugbaggerarbeiten garantieren aber nicht, dass alle Bäume beidseitig der Straße die Bauarbeiten überstehen. Tiefbauunternehmen haben zudem signalisiert, dass ein solcher Sonderaufwand zu erheblichen und kaum planbaren Mehrkosten führen würde. Ein enormer wirtschaftlicher Nachteil für Anlieger und die Gemeindekasse.
Entscheidung und weiteres Vorgehen
Das Planungsbüro hat empfohlen, unter Entnahme der Baumreihe und späterer Neubepflanzung entlang des Geh- und Radweges, die Thüler Straße auf 6 Meter Breite auszubauen, da es keine Alternativroute gibt und dadurch ein LKW-Begegnungsverkehr auf dem Industriezubringer ermöglicht wird. Eine Verlegung der Leitungen unter oder hinter die Bahngleise sowie entlang der K300 ist nicht möglich, da diese Flächen nicht im Eigentum der Gemeinde sind. Auch technisch ist eine Umsetzung nicht durchführbar, insbesondere bei Neuverlegung von Hausanschlüssen.
Die kalkulierten Gesamtkosten belaufen sich auf 2,575 Mio. €. Bei der Ausbaubreite besteht die Möglichkeit, eine Förderung nach dem Niedersächsischen Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) zu beantragen. Dadurch könnte die Gemeinde eine Förderung der förderfähigen Kosten, ca. 2 Mio. €, von bis zu 60 Prozent erhalten.
Der Rat der Gemeinde wird sich mit der Thematik final noch vor der Sommerpause beschäftigen. Als nächstes berät der Ausschusses für Wirtschaft, Umwelt, Planung, Bau und Verkehr am Mittwoch, 18. Juni, um 17.00 Uhr im Saalbetrieb Hempen-Hagen und spricht für die Ratssitzung am 30. Juni 2025 eine Empfehlung aus. In der Sitzung des Fachausschusses wird die Thematik noch einmal ausführlich vorgetragen.
Sobald konkrete Aussagen zur Förderfähigkeit der Straße gemacht werden können, ist eine Anliegerversammlung für die Anwohner der Thüler Straße vorgesehen, in der auch die Anliegerbeiträge besprochen werden.
Die in der Einwohnerversammlung gezeigte Präsentation ist unter https://bit.ly/3RvuF8r einzusehen.